Tag 2

Tag 2 (05.08.2021)

Holzgau – Modautal – Memminger Hütte

Über das Mädelejoch (1.974 m) nach Holzgau im Lechtal (1.070 m), weiter Fahrt ins Madautal (1.400 m) und Aufstieg zur Memminger Hütte (2.242 m)

Höhe aufwärts 1.200 m, abwärts 950 m, Gehzeit: 6 Stunden

Am Morgen hat man das Wetter schon gehört, der Regen trommelte aufs Dach. Na toll! Was soll’s, zuerst mal in den Waschraum. Zähneputzen mit gefühlt -20°C kaltem Wasser ist nicht schön, aber ich habe mich sogar nass rasiert. Wollte nicht aussehen wie ein alter Mann, auch wenn ich es bin. Da die Touren immer sehr früh losgingen, waren wir meist die Ersten, die los gewandert sind. Nach dem Frühstück, welches deutlich spärlicher als das Abendessen war, wurde alles zusammengepackt. Die Jacke aus dem Trockenraum war leider nur ansatzweise trocken. Keiner wollte so richtig vor die Tür, aber wir hatten unsere Regenschirme dabei, die wir auch wirklich brauchten. Also los! – mit gesenkten Köpfen stapften wir weiter bergan in Richtung Mädelejoch. Nach dem Erreichen des Mädelejochs (1.974 m) und somit dem Überschreiten der deutsch-österreichischen Staatsgrenze hörte der Regen langsam auf, um eine halbe Stunde später wieder einzusetzen. Zu früh gefreut. War jetzt auch egal, ich war durch. Meine Regenjacke war dann doch wohl keine richtige Regenjacke mehr. Nun hatte ich bereits Mühe mein altes iPhone trocken zu halten. Leider ist es mir nicht gelungen und erste Ausfallerscheinungen machten sich bemerkbar. Mist, dann kann ich gar keine Fotos machen.

Es ging immer weiter talabwärts (mit Blick auf einen auffallend spitzen Berg, den Namen habe ich leider vergessen) und der Regen lies dann doch tatsächlich nach. Vorbeikommend am Rossgumpen-Wasserfall, der meinem Handy den Rest gab, ging es weiter in Richtung Süden. Ein paar durchnässte Kühe standen am Wegesrand und ließen sich bereitwillig fotografieren. 

Unterwegs fiel die Entscheidung die Hängebrücke bei Holzgau zu überqueren. Ein kleines Abendteuer ist immer gut. Die Seilhängebrücke ist 200 m lang und hat doch ein wenig geschwankt. Nach unten geschaut konnte man durchs Gitter in die Höhenbachtalschlucht hinabsehen. Man kann die Brücke umgehen, aber das war für uns keine Alternative. Von der Brücke konnte man unser erstes Zwischenziel an diesem Tag, die Ortschaft Holzgau, sehen. Unten angekommen, war eine kleine Mittagspause geplant, doch der Bus, der uns dann ins Parseiertal fahren sollte, kam eher. Die Zeit hat aber noch gereicht, damit der eine oder andere aus der Gruppe wichtige Telefonate machen konnte, da vorher kein Empfang war, während Raimund und ich einen Zirbenschnapsl getrunken haben. Gute Idee, Raimund! 

Der Busfahrer muss wohl morgens irgendwas im Tee gehabt haben, denn er fuhr mit ordentlich halsbrecherischem Tempo ins Parseiertal, immer knapp am Abgrund lang. Mir macht das eigentlich nichts aus, diesmal habe ich doch tatsächlich selbst mitgebremst. Die Straßen waren meist unbefestigt und sehr kurvenreich, wir alle haben gehofft, dass er die Strecke wirklich kennt…

Im Parseiertal angekommen ging der Blick zur bewaldeten Steilwand hoch. Puh, da sollen wir hoch?! Das Wetter sah nun etwas besser aus, sogar die Sonne kam mal durch. Also mutig die Regenjacke in den Rucksack, um sie nach 15 min wieder anzuziehen. Irgendwie sollte ich mich nicht so aufregen, wenn es regnet… Mit dem steilen Anstieg hatte ich das Wasser trotzdem auf der Haut, weil ich geschwitzt habe, wie ein Elch. 

Nachdem wir den Anstieg geschafft hatten, kamen wir an einem tosenden Wasserfall vorbei, an dem wir eine Rast einlegten. Über den Wasserfall ging eine Aluminiumbrücke, die gern als Motiv für Fotos genutzt wurde. Die Memminger Hütte war von hier noch nicht zu sehen, aber laut Johannes war es nicht mehr weit. Eine Anhöhe weiter hatten wir das kleine Wasserkraftwerk erreicht, welches die Energie für die Hütte liefert. Johannes erzählte uns vom Wasserkraftwerk, gesehen haben wir es nicht, da es unter einer Abdeckung versteckt lag. 

Nach weiteren 30 min kamen wir auf der Hochebene an, welche vom Seekogel (2.412 m) flankiert war. Die Memminger Hütte liegt auf 2.242 m Höhe und war erst aus der Ferne zu sehen, nachdem wir ein Stück über die Hochebene gewandert sind. Hier kam das Highlight des Tages: mehrere große Herden mit Steinböcken. Zuerst nur 3-4 Tiere, die sich die Hörner zaghaft gegenseitig an die Rübe gehauen haben, aber ein Stück weiter ca. 20-30. Und so nah, wie man sie fast nur im Zoo sehen würde. Nachdem wir uns satt gesehen haben und jeder gefühlt 100 Fotos gemacht hat, ging es weiter zur Hütte, die wir doch alle etwas fußlahm erreichten, obwohl es erst 14 Uhr war. Eigentlich hatten wir noch einen halben Tag Zeit. 

Egal, wir haben unsere Nachtlager bezogen, wir hatten Glück und unser Matratzenlager war etwas abgetrennt am Ende der Hütte. Leider waren wir dann in der Nacht doch nicht unter uns, da noch weiteres Pärchen eingezogen ist. Beide waren etwas unruhige Gesellen mit schwacher Blase und der Vorliebe ständig zu stöhnen. Naja, auf der Hütte soll man ja nicht schlafen, sondern nur die Nacht verbringen. 

Während Raimund und Johannes ihren Schnelltest machen mussten, haben wir es uns im Gastraum der Hütte gemütlich gemacht und uns gegenseitig jeder einen Schwank aus der Jugendzeit erzählt. Allerdings mussten wir später in einen Zeltanbau umziehen, da die Belegung der Hütte wohl doch stark war. 

Wer sind wir?

Wer sind wir?

Wir sind Grit & Micha aus Berlin und bezeichnen uns selbst als junggebliebene Weltenbummler, auch wenn wir beide schon 50+ sind.
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands konnten wir das Fernweh, welches doch erst dann entstanden ist ausleben. Nach der ersten gemeinsamen Reise 1991 nach Barcelona hatten wir „Blut geleckt“ und konnten seitdem viele weitere Länder in der Welt bereisen.

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