Tag 7

Tag 7 (10.08.2021)

Similaun Hütte – Similaun Besteigung – Schnalstal – Meran

Besteigung des Similaun (3.606 m) und Abstieg nach Obervernagt (1.690 m) im Schnalstal, Fahrt nach Meran

Höhe aufwärts: 630 m, Höhe abwärts: 1.930 m, Gehzeit 7 Stunden

Es war noch dunkel als wir unsere Sachen gepackt haben, wir waren die Ersten, die aufgestanden sind. Gut, dass ich meine Stirnlampe mit Rotlicht hatte, somit würde ich meine Bettnachbarn nur durch mein Rascheln mit den Klamotten stören. Aber ich war gut vorbereitet, hatte mir alles am Abend zurecht gelegt.

Draußen an der frischen Luft konnten wir sehen, dass es ein sehr guter Tag für einen Aufstieg zum Gipfel des Similaun werden sollte. Ein leichtes Morgenrot im Osten war bereits zu erkennen. Es war kalt, aber die Luft war glasklar. Nachdem wir unsere Hüftgurte angelegt hatten und alle voll motiviert waren, ging es in langsamen Schritten immer unserem Bergführer hinterher. Johannes war im Gänsemarsch der Letzte. Es sollte schließlich keiner verloren gehen und als Ötzi 2.0 enden. Über Steinfelder ging es leicht aufwärts in Richtung des Niederjochferners. Dabei wechselten wir die Grenze zu Italien. Auf dem Ferner (Gletscher) angekommen wurden erstmal die Steigeisen angelegt, denn ohne diese wären wir nicht über das Eis gekommen. Mit viel Respekt vor dem Gletscher sind wir miteinander durch Seile verbunden über denselben aufgestiegen. Die Gletscherspalten, die ab und zu auftauchten, waren spannend anzusehen, nur reinfallen sollte man dort nicht.

Nach dem Eisfeld ging es steil einen sehr engen Stein-Grat empor. Die dünne Luft hier oben hat der eine oder andere doch schon etwas gemerkt. Kurz unterhalb des Gipfels haben wir unsere Stöcker abgelegt und ich meine zweite Jacke angezogen, da es durch den Wind sehr kalt war.

Nach ca. 2 Stunden Gehzeit sind wir auf dem Gipfel des Similaun angekommen und waren alle glücklich, dass wir die Tour gemeinsam geschafft und heute so ein perfektes Wetter hatten. Wir konnten über 100 km schauen und hatten einen perfekten 360°-Rundumblick. Die Landschaft um uns wirkte durch die Gletscher noch beeindruckender. Es war erstaunlich wenig Wind hier oben, so dass wir die Aussicht auch genießen konnten. Thomas hatte für jeden einen Gipfelschnaps dabei, den wir alle dankend angenommen haben. Am Gipfelkreuz wurden dann massig Fotos gemacht. Nach ca. 45 Minuten sollten wir absteigen, obwohl wir uns von der Aussicht gar nicht trennen wollten.
Aber mit höher steigender Sonne wird das Eis des Gletschers weich und somit besteht die Gefahr des Einsinkens. Nach dem Passieren des Stein-Grates ging es wieder über den Gletscher in Richtung Similaun-Hütte zurück. Und das Eis war tatsächlich schon ein wenig weich, nicht so hart wie heute morgen. Der eine oder andere in der Gruppe versankt schon bis zu den Knien im Schnee. Thomas, als vorangehender Bergführer, ist dann tatsächlich in eine Gletscherspalte bis zur Brust gerutscht. Kurzer Schreckmoment, aber er konnte sich selbst befreien und hat es mit Humor genommen.

Nachdem wir an der Hütte angekommen waren, haben wir erst so richtig realisiert, dass wir heute dort oben waren. Und da jetzt wieder Wolken aufzogen, waren wir umso glücklicher, dass das Wetter so passend war, um den Similaun zu besteigen.

Nun war das Umpacken der Rucksäcke angesagt, jeder hat sich noch etwas zu Essen aus der Hüttenküche geholt (ich: Nudelsuppe mit Wursteinlage) und dann hieß es Abschied nehmen von Thomas, der uns sicher hoch- und auch wieder runtergeführt hat.

Der Abstieg ins Schnalstal ging dann gegen Mittag los. Die ersten 90 min waren sehr steil und mein Knie meldete sich schon mal. Na super, immerhin waren jetzt 1.300 Höhenmeter angesagt. Im Schnalstal hat man die warme Luft, die aus Italien kam, schon deutlich gespürt, es wurde mit jedem Meter wärmer. Der Weg schien kein Ende zu nehmen, also war eine ausgiebige Pause angedacht. Die Sonne brannte nun schon ordentlich, so dass wir die Baumgrenze erreichen wollten, um mehr Schatten zu haben. An einer Kuhweite mussten wir ein Gatter passieren, aber die beiden Jungkühe machen keine Anstalten das Gatter frei zu machen. Romy wurde erstmal der Schweiß von den Waden abgeleckt. Und die Jacke von ihr schien ihnen auch zu schmecken. Irgendwann ließen sich die beiden aber dazu bewegen, den Weg frei zu machen, so dass wir die letzten Meter noch bis zur Jausenstation Tisenhof weiterlaufen konnten. Hier wartete bereits unser Taxi nach Meran. Im Taxi waren die meisten ruhig, jeder hat gespürt, dass es nun den Ende entgegen geht. Immerhin haben wir uns in den letzten 7 Tagen kennen- und schätzen gelernt, wir hatten alle ungefähr das gleiche Level, es gab keinen Streit und kein böses Wort. Es hat einfach gepasst.

Und wir waren froh, dass wir niemanden zurücklassen mussten und alle die Tour geschafft haben.

In Meran angekommen haben wir das kleine Hotel „Siegler im Thurm“ bezogen. Ich habe wieder mit Raimund das Zimmer geteilt. Draußen waren 30°C, so dass ich mich schon ganz doll auf den Hotel-Pool gefreut habe. Vorher aber ein schönes Radler.

Meine Knie taten mir ganz schön weh und ich war dann doch froh, aus den Wanderstiefeln zu kommen. Aber oh weh, was war das? Meine beiden großen Zehen waren unter den Nägeln völlig blau. Noch tat nichts weh, aber es sah komisch aus. Nun ja, der Schmerz lies nicht lange auf sich warten, ich konnte kaum noch laufen und kam mir vor wie nach einem 24 h Ritt. Ich habe meine Füße im Pool gekühlt in der Hoffnung, dass es hilft und dabei mit Raimund auf das Ende der Tour angestoßen.

Am Abend haben wir uns nach dem Abendessen nochmal alle zusammen gesetzt und Revue passieren lassen. Jeder hat von Johannes im Auftrag der Bergschule einen Stein bekommen, den der Inhaber selbst gesammelt und veredelt hat. Veredelt mit einem kleinen Schmuck und dem Schild E5, als Erinnerung, dass man diesen geschafft hatte. Wir haben uns dann voneinander verabschiedet, da wir nicht alle zusammen nach Oberstdorf fahren würden.
Wegen des Bahnstreikes sind Johannes, Romy und ich mit dem Flixbus um 5:40 Uhr am nächsten Morgen (11.08.2021) nach München gefahren, während alle anderen mit dem Taxi der Bergschule nach Oberstdorf gefahren sind.

Der Flixbus war pünktlich in München und ich konnte nach 4 Stunden Wartens den ICE nach Berlin nehmen, der bedingt durch den Streik sehr, sehr voll war. Aber ich bin dann gegen 19 Uhr geschafft und glücklich in Berlin angekommen. Und ich war froh, dass mich Gritti vom Hbf abgeholt hat, denn mit meinen Füßen konnte ich nicht mehr richtig laufen.

Es war eine Tour mit dem Titel: Soweit die Füße tragen!

Wer sind wir?

Wer sind wir?

Wir sind Grit & Micha aus Berlin und bezeichnen uns selbst als junggebliebene Weltenbummler, auch wenn wir beide schon 50+ sind.
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands konnten wir das Fernweh, welches doch erst dann entstanden ist ausleben. Nach der ersten gemeinsamen Reise 1991 nach Barcelona hatten wir „Blut geleckt“ und konnten seitdem viele weitere Länder in der Welt bereisen.

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