Gestern Nachmittag kam der Anruf vom Bergführer, dass es morgen Vormittag ganz gut mit dem Wetter aussieht, um die Besteigung des Breithorn (4.164 m) durchführen zu können. Also haben wir uns um 6 Uhr auf dem Dorfplatz in Ernen verabredet, was bedeutet um 5:15 Uhr aufzustehen.
Und tatsächlich war an diesem Morgen sternenklarer Himmel mit Vollmond. Bis Täsch, einem Vorort von Zermatt, sind wir mit dem Auto gefahren, danach hieß es in die Bahn umsteigen, da Zermatt autofrei ist. Vom Bahnhof sind wir dann durch Zermatt´s Ladenstraße bis zum Ende des Tals gelaufen. Nachdem ich die Tickets für die Seilbahn zum Matterhorn Glacier Paradise auf 3.883 m gekauft hatte, haben wir uns in die Schlange der Skifahrer eingereiht. Die Bergstation ist die höchstgelegene Bergstation einer Seilbahn in den Alpen. Die Sitze der Seilbahn waren auch geheizt.
Oben angekommen, haben wir uns für den Aufstieg fertiggemacht. Klettergurt anlegen, Mütze, Handschuhe aufsetzen und Sicherungsseile fertigmachen. Neben uns Beiden waren noch 2 weitere Seilschaften, bestehend aus jeweils einem Bergführer und 4 Touristen, mit den Vorbereitungen beschäftigt. Los ging es im Gänsemarsch über den Gletscher in Richtung Gipfel. Es waren ja insgesamt nur 300 Höhenmeter zu schaffen, aber der schnelle Aufstieg mit der Seilbahn in die dünne Luft war nicht ohne. Langsam, Schritt für Schritt, sind wir also über die riesige Eis- und Schneefläche gelaufen, mein Bergführer vor mir, ich mit einem Seil mit ihm verbunden, hinter ihm. Ab und zu haben wir eine Pause eingelegt, um die Landschaft zu genießen und um uns an die Höhenluft zu gewöhnen. Nach knapp einer Stunde wurde dann die Steigung des Gletschers immer steiler (35°), so dass wir die Steigeisen anlegen mussten. Damit ging es dann auch leichter, man hatte mehr Grip. An den Vortagen hatte es ordentlich geschneit, so dass der Gletscher wie ein riesiger weißer Teppich aussah, den noch niemand betreten hat.
Nach weiteren 90 min. haben wir den Gipfel gegen 12 Uhr erreicht, die letzten Meter gingen über einen schmalen Grat zum höchsten Punkt. Leider hat der Gipfel kein Gipfelkreuz, der Schnee würde es immer wieder verdecken. Glücklich und zufrieden, dass ich es geschafft habe, genoss ich die Aussicht auf die Berge. Das Matterhorn stand fast unmittelbar neben uns. Juchhu, dachte ich – es hat tatsächlich noch geklappt mit meinem zweiten 4.000er. Der erste (Allalin) wurde in 2019 mit Gritti zusammen bestiegen.
Nach ein paar Minuten und einigen Fotos ging es den gleichen Weg wieder zurück. Der Wind hier oben war auch eisig, wir wollten nicht auskühlen. Nun bin ich vor dem Bergführer gelaufen und er hinter mir. Es zogen zwischenzeitlich mehr Wolken auf, die Nachbargipfel im Osten waren fast alle schon verdeckt. Als wir auf ca. 4.000 m waren, wurde der Weg vor uns zeitweise in Wolkennebel gehüllt. Wenn alles weiß ist, dann sieht man nichts mehr. Hier kann man ganz schnell die Orientierung verlieren. Aber mein Bergführer wusste wo es langgeht. Uns kamen tatsächlich auch noch Leute entgegen, die auf den Gipfel wollten. Sie waren aber deutlich zu spät und schlecht ausgerüstet, manche hatten nur Straßenturnschuhe an, ohne Steigeisen! Na ja, man muss das Schicksal nicht herausfordern.
Wenig später hatten wir die steilen Passagen geschafft und konnten nun die Steigeisen wieder ablegen. Der Rest des Weges ging es am langen Seil zurück zur Seilbahnstation, die uns anschließend ins Tal brachte. Bei der Abfahrt hatte ich nochmal einen Blick auf das Breithorn, dessen Gipfel nun vollständig in Wolken gehüllt war. Wir hatten Glück mit dem Wetter.
Zurück ging es auf gleichem Wege nach Ernen, wie wir gekommen sind. Gritti war froh, dass ich wieder heile da war und ich bin froh, dass sie versteht, dass mich der Berg ruft.
Nun noch ein dritter 4.000er – mal schauen wann und welcher…Mein Ziel: der 4.546 m hohe Dom, auch im Wallis in der Schweiz.