Das Wetter versprach heute – zumindest bis zum Nachmittag – gut zu werden. Aus dem Bett konnte man durch die riesigen Panorama-Fenster die gegenüberliegenden Berge bestaunen, die von der aufgehenden Sonne beschienen wurden. Also raus aus den Federn, geduscht, gefrühstückt und abmarschbereit gemacht. Der erste Tag ist immer zum Eingewöhnen, außerdem sind wir auf 1.850 m Höhe. Die Nacht war auch kalt, knapp 9°C. Als erste Tour fuhren wir mit der Seilbahn Carosello 3000 auf den knapp 2.700 m hohen Bergrücken oberhalb des Ortes.
Von hier hatte man schon eine gute Aussicht auf die Gegend. Der erste Eindruck der Landschaft war etwas unspektakulär, nicht so wild, wie wir sonst die Berge kennen. Eher etwas langweilig. Es gab keine Bäume oder Bergrücken, hinter denen man auch mal verschwinden konnte. Aber das war der erste Eindruck! Nach dem obligatorischem Foto auf dem Gipfel ging es dann entlang eines breiten Weges in Richtung Norden weiter, zur Bergstation der Costaccia-Seilbahn, mit der wir dann wieder bergab fahren wollten.
Die ersten Meter bergan waren anstrengend, wir waren wohl etwas untrainiert. Aber nach dem ersten Kilometer wurde es schon besser, so dass wir die Landschaft auch genießen konnten. Trotz leichter Diesigkeit konnte man die Gipfel gut erkennen, vom Ortler, den wir im letzten Jahr fast bestiegen hätten, bis hin zu den 4.000 m hohen Gipfeln der Bernina-Gruppe.
Auf dem Bergrücken ging es leicht bergab in Richtung Seilbahnstation. Dabei haben wir uns die erkennbaren Wanderwege an den benachbarten Berghängen angeschaut und mit der Karte verglichen, um für die folgenden Tage die nächsten Touren zu planen.
Von hier oben konnte man gut erkennen, dass Livigno voll auf den Wintersport ausgerichtet ist. Überall waren Sessel- und Skilifte, sowie Schneekanonen zu sehen. Die meisten Lifte waren zwar gerade nicht im Betrieb, aber im Winter ist hier bestimmt richtig Halligalli.
Je näher wir der Seilbahnstation kamen, umso besser war der Blick auf den Livigno-Stausee und auch auf den Ort. Von oben sah er auch ganz nett aus. Am Gasthaus Costaccia, welches auch die Bergstation der Seilbahn ist, angekommen, haben wir ein Picknick mit Gipfelschnaps aus dem Flachmann eingelegt. Währenddessen konnten wir in Richtung Tal-Ende sehen, dass sich dunkle Wolken bildeten und auch nach Regen aussahen. Also hieß es mit der Seilbahn in Richtung Tal fahren, wenn wir nicht nass werden wollten. Gesagt, getan. Aus der Seilbahn konnte man jede Menge Mountain-Biker sehen, die mit ihren E-Bikes die Berge entweder hinauf- oder hinabgefahren sind. Dafür waren auch jede Menge Wege angelegt, die von Wanderern nicht benutzt werden durften.
Im Tal angekommen sind wir durch das autofreie Zentrum des Ortes (welch eine Wohltat) geschlendert, die Regenwolken waren wohl doch nicht so schlimm – dachten wir. Das Zentrum des Ortes war voll mit Hotels und Geschäften, die leider oder Gott-sei-Dank gerade geschlossen waren (Mittagspause!). Denn der Ort ist zollfreies Gebiet innerhalb der EU und somit ein Shoppingparadies. Selbst Diesel an der Tankstelle kostete nur 1,20 €/Liter. Leider bin ich hier nicht mit leerem Tank angekommen…
Irgendwann fing es dann doch an zu pieseln, so dass wir uns entschlossen haben so langsam in Richtung Hotel zu laufen. Knappe 30 min waren noch zu laufen und der Regen wurde dann immer stärker. Bevor es aber richtig nass wurde, sind wir im Hotel angekommen und haben den restlichen Nachmittag mit süßem Nichtstun im Schwimmbad und der Sauna verbracht.