Chur (Schweiz)

Es war ja angesagt, aber trotzdem hatten wir die Hoffnung, dass die Wettervorhersage wie üblich nicht stimmt. Denn es war Regen angesagt und das nicht zu knapp. Den ganzen Tag sollte es schütten. Also fiel ein Wandertag aus und wir überlegten, was wir mit dem Tag anfangen. Fahren wir nach Meran oder doch lieber nach Chur. Wir haben wegen der Wetterprognosen für Chur entschieden. Ich hatte von der Stadt schon mal was gelesen, da sie eine schöne Altstadt haben sollte. Immerhin war in Chur das Wetter mit 23°C ohne Regen angesagt. Also die Landkarte studiert und geschaut wie wir dort hinfahren konnten. Etwas mehr als 2 Stunden Fahrzeit waren angesetzt, die Tour sollte über den Bernina- und den Julier-Pass führen.

Bei strömenden Regen ging die Fahrt los, die Berggipfel waren alle schon in den tiefhängenden Wolken verschwunden. Von Livigno sind wir in Richtung Süden bis ans Talende und dann die schmale Pass-Straße hinauf zum Bernina-Pass gefahren. Mein alter Diesel hat sich wacker geschlagen, mit seinen fast 350.000 km auf dem Tacho. Auf dem Pass war das Wetter nicht viel besser, es war nur deutlich kühler, knapp 6°C. Nach einem Foto sind wir schnell wieder ins Auto gesprungen. Das Bernina-Massiv mit seinen Gletschern war hinter den Wolken fast nur zu erahnen. Auf der anderen Seite des Passes ging es dann abwärts in Richtung St. Moritz, um dann dahinter über den nächsten Pass hinaufzukraxeln. Die Straßen zum Julierpass waren auch nicht ohne, enge Straßen mit jeder Menge Haarnadelkurven. Bloß gut, dass Gritti magenfest ist. Ich hätte als Beifahrer schon längst aufgegeben und mir das Frühstück nochmal „durch den Kopf gehen“ lassen.

Hinter dem Julierpass wurde das Wetter auch deutlich besser, der Regen hörte auf und die Temperatur stieg an. Kurz nicht aufgepasst und dem Navi nicht vertraut, sind wir in Tiefencastel falsch abgebogen. Somit sind wir dann wenig später auf der Autobahn in Richtung Chur gelandet. Da wir für die Schweiz eine elektronische Maut-Vignette erworben hatten, war das aber kein Problem. In Chur, der ältesten Stadt der Schweiz, angekommen, haben wir auch gleich ein Parkhaus am Rande der Altstadt gefunden. Die Altstadt selbst ist komplett autofrei und musste somit zu Fuß erkundet werden.

Durch das Obertor (Teil einer mittelalterlichen Stadtbefestigung) sind wir in die Altstadt gelangt. Der erste Eindruck war schon schön, nur waren nicht viele Menschen auf den Straßen. Es war erstaunlich ruhig und vielleicht ein wenig leblos. Nur am Rathaus fand gerade eine Demo statt, knapp 200 Menschen demonstrierten gegen oder für was. Wir haben es nicht erfahren.Ein, zwei Ecken weiter haben wir uns die Kirche St. Martin angeschaut, eine kleine aber etwas schmucklose Kirche. Dort um die Ecke haben wir nach der kurzen Besichtigung der Kirche auf einer Bank Platz genommen und uns unser Picknick schmecken lassen, was aus einem Apfel und Studentenfutter bestand. Ins Restaurant wollten wir nicht gehen, wegen der Schweizer Preise. Beispiel: ein Cordon blue gab es für 38 CHF (knapp 36 €). Mit Getränken wären für uns Beide 100 € weg gewesen.

Nach diesem kurzen Stopp ging es weiter durch die Altstadt, um dann in die Kathedrale Santa Mariä Himmelfahrt zu gehen. Diese sah innen schon deutlich schmuckvoller aus. Nun, sie war schließlich in früheren Jahren auch Bischofs-Sitz.

Danach sind wir von der Hofstraße in die Süsswinkelgasse abgebogen. Da möchte ich gerne wohnen, bei dem niedlichen Namen. Nur die Miete möchte man nicht zahlen…1.850 CHF = 1.800 €.

Weiter ging es in die nächste Gasse, um wiederrum in die nächste abzubiegen. An einem der Häuser war erklärt, wie hier früher die Nachtwächter gearbeitet haben. Mit etwas Alkohol könnte ich die Sprüche wahrscheinlich auch aufsagen:

Nachdem wir die Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten abgelaufen sind, wollten wir zum Abschluss noch mit der Seilbahn auf den Berg hochfahren, um einen guten Blick auf die Stadt zu haben. Also sind wir die knapp 500 m bis zur Seilbahnstation hingelaufen. Knapp 22 CHF pro Nase mussten bezahlt werden, puh! Und dabei sind wir nur bis zur Mittelstation gefahren, bis nach ganz oben wären es 32 CHF gewesen. Was soll’s, schließlich ist Urlaub. Also hinauf und die Aussicht genießen. Von oben sah Chur gar nicht so hübsch aus, es gab auch große Industriegebiete und Bauten der 70er Jahre zu sehen. Die Altstadt selbst unterschied sich da schon. Von oben konnten wir auch den Rhein sehen, an dem Chur liegt. Ich hatte damit wieder was dazugelernt.

Gern wäre ich von hier auch mit dem Bernina-Express gefahren, aber dafür fehlte uns die Zeit. Der Bernina-Express ist eine Zugverbindung zwischen Chur und dem italienischen Tirano. Außerdem war das Wetter heute auf der Strecke nicht so gut, um was sehen zu können – außer Regen-Wolken. Aber irgendwann mache ich das nochmal. Ist jetzt auf meiner Liste drauf, mit Dingen, die ich gern noch machen möchte, bevor ich diese Welt verlasse.

Nachdem wir mit der Seilbahn wieder unten angekommen waren, sind wir zum Parkhaus gelaufen, haben vorher aber noch einen kleinen Abbieger zur Altstadt gemacht, da just in dem Moment die Eisenbahn (oder war es eine Straßenbahn) direkt vor unsere Linse fuhr. Sah schon hübsch aus. Insgesamt haben wir gedacht, dass die Schweiz einen sehr ordentlichen Eindruck macht. Alles war auch irgendwie geregelt, auch wenn die Ausdrucksweise auf manchen Schildern doch zum Schmunzeln verleitet hat.

Nachdem wir unsere Parkgebühren bezahlt hatten, sind wir diesmal auf einer anderen Strecke zurückgefahren. Wir hatten uns eine Nebenstrecke über den Albula-Pass ausgesucht, ohne zu wissen, dass uns noch eine abenteuerliche Umleitungsstrecke erwarten würde. Nach dem Verlassen der Stadt fing es auch langsam wieder an zu regnen, da haben wir vorher wohl richtig Glück gehabt. Im Regen Auto zu fahren ist nicht schön, aber machbar. Ab Tiefencastel ging es auf der schmalen Pass-Straße, die sich entlang der Felsen in Richtung Albula-Viadukt I und II windet, weiter. An der Stelle fährt die Bahn zuerst über ein Viadukt, um dann im Berg einen Vollkreis zu drehen, um anschließend aus dem Berg kommend auf das nächste Viadukt zu fahren. Und genau hier haben wir uns mit dem Auto hingestellt, um das zu fotografieren. Unterwegs haben wir die Bahn immer mal wieder aus einem Tunnel kommend oder verschwindend, gesehen. Sah aus wie eine Modelleisenbahn mit den ganzen Tunneln und Brücken. Da es mittlerweile in Strippen regnete, habe ich mich also mit einem Regenschirm und mit meinem Handy bewaffnet aufgestellt, um das besagte Foto an den Viadukten zu schießen.

Albula-Viadukt I und II

Bevor wir dort angekommen sind, mussten wir durch den kleinen Ort Bergün. Dort angekommen war die Straße komplett gesperrt. Kurz überlegt was wir machen, sind wir der Ausschilderung gefolgt, die Umleitung bestand zum großen Teil aus einer Schotterpiste und führte quer durchs Gelände. Hoffentlich fahren wir nicht irgendwann einen Abhang runter war der gemeinsame Gedanke. Aber irgendwann waren wir wieder auf der richtigen Straße.

Nach den Viadukt-Fotos ging es bei immer schlechter werdenden Wetter in Richtung Bernina-Pass weiter. Unterwegs haben wir immer wieder ein paar Radfahrer überholt. Boah, bei dem Wetter den Berg hochkämpfen. Muss man mögen. Kurz vor dem Pass war eine Polizeikontrolle, nach kurzem Blick in unsere verwunderten Gesichter hat man uns durchgewunken. Was oder wen man gesucht hatte, wissen wir nicht. Nach dem Überqueren der schweizerisch-italienischen Grenze ging es dann nur noch bergab nach Livigno zurück. Im strömenden Regen sind wir auch im Hotel angekommen. Also alles richtig gemacht, dass wir uns einen Fleck auf der Landkarte ausgesucht hatten, wo das Wetter besser war.

Wer sind wir?

Wer sind wir?

Wir sind Grit & Micha aus Berlin und bezeichnen uns selbst als junggebliebene Weltenbummler, auch wenn wir beide schon 50+ sind.
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands konnten wir das Fernweh, welches doch erst dann entstanden ist ausleben. Nach der ersten gemeinsamen Reise 1991 nach Barcelona hatten wir „Blut geleckt“ und konnten seitdem viele weitere Länder in der Welt bereisen.

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