Heute morgen haben wir als erstes das Wetter online gecheckt. Gritti auf ihrem Handy und ich auf meinem. Da mein Wetter besser war haben wir uns dafür entschieden. Also kurz beratschlagt welche Tour wir nehmen. Wir haben uns auf die Wanderung zur Britannia-Hütte auf 3.030 m Höhe geeinigt. Wir sind aber zuerst mit dem kostenlosen Bus nach Saas-Fee gefahren, um dann mit der ebenfalls kostenlosen Seilbahn auf den Felskinn in 2.989 m zu fahren. Dabei konnten wir schon schöne Aussichten auf die Gletscherlandschaft genießen. Vom Felskinn führt noch eine Bergbahn durch den Fels auf das Turmdrehrestaurant „Mittelallalin“ auf 3.454 m. Das haben wir aber heute nicht gemacht, sondern haben uns für die Wanderung zur Britanniahütte entschieden. Gleich hinter der Seilbahnstation war das erste große Schneefeld, welches wir durchqueren mussten. Da wir solche Schneefelder schon kennen, war es für uns keine große Herausforderung.
Danach ging es über Geröllfelder bergab und wieder bergauf zur Britanniahütte, die man schon von weitem erkennen konnte. Unterwegs mussten wir noch den Chessjen-Gletscher passieren. Der Weg da drüber war schon spannend. Mit langen Stangen hat man den Weg markiert, den man nicht verlassen sollte. Unter einem hörte man das Wasser rauschen. Da wir nicht als Ötzi-Figur enden wollten haben wir den Weg genau eingehalten.
An der Hütte angekommen haben wir eine kleine Pause gemacht und uns gegen den Rückweg über die Seilbahn mit der wir gekommen sind, entschieden. Wir haben uns dann doch für die große Tour zum Mattmark-Stausee entschieden. Am Wegweiser stand eine Zeit von 3,5 Stunden. Da es 12 Uhr war dachten wir das wäre gut zu schaffen. Allerdings bauten sich um uns herum einige dunkle Wolken auf. Ich war der Meinung das passt, habe aber zur Sicherheit den Hüttenwirt befragt, ob das Wetter hält. Die Jungs kennen das Bergwetter ja besser als wir. Bei der Beschreibung der Wanderung war der Hinweis, dass eine Rückkehr bei einem Wettersturz sehr schwierig wäre.
Aber wir sind dann losgezogen, wissend, dass wir den Glacier Trail über den Hohlaub- und Allalingletscher nutzen müssen. Die waren nun schon richtig groß und die Spalten schon deutlich tiefer. Auch hier war der zu passierende Weg mit langen Stangen markiert. Hier konnte man aber ganz deutlich den Klimawandel erkennen, da die Gletscher vor 20 Jahren deutlich größer waren. Dies hat uns ein älterer Schweizer erklärt, der hier seit mehr als 60 Jahren in den Bergen unterwegs ist.
Nachdem wir die beiden Gletscher passiert hatten war es Zeit für einen Picknickstopp. Gritti hatte uns leckere Brote zurecht gemacht. Nun habe ich mir auch noch Zeit genommen, um meine Drohne fliegen zu lassen. Ich habe sie über den Gletscher geschickt, in die Spalten würde ich nicht fallen wollen. Grittis sorgenvoller Blick zum Himmel lies mich den Spieltrieb beenden und wir sind weiter gezogen. Kurz nach ein paar Hügeln standen wir an einem reißenden Gletscherbach, den es zu durchqueren galt. Man hatte zwar Steine in den Bach gelegt, um diese als Trittstufen zu nutzen, allerdings war der Wasserstand in der Zwischenzeit etwas höher, so dass die Steine unter Wasser waren. Ich bin schauen gegangen, ob es einen anderen Weg gab, um drüber zu kommen, aber leider ohne Erfolg. Wir mussten da durch. Gritti hat mich ganz ängstlich angeschaut. Ich habe dann erst mal 2 Schritte gemacht, aber die Strömung hat meinen knöchelhohen Schuh gleich geflutet. OK, die Füße waren nass. Hmm, was machen? Da hatte Gritti den Einfall unsere Gamaschen anzulegen, die wir uns kurz vor dem Urlaub gekauft hatten, um in Schneefeldern keine nassen Füße zu bekommen. Also die Dinger angelegt. Ich bin zuerst durch den Bach gewadet, jeden Stein probierend, ob er fest war. Nun hieß es Gritti zu überzeugen auch da durch zu gehen. Sie ließ sich nicht lange bitten, nur am letzten Stück musste ich sie regelrecht rüberziehen. Geschafft! Und Gritti war stolz auf sich. Ich auf sie auch.
Nun ging es auf sehr steilen Wegen und zwischen großen Geröllbrocken wieder nach oben, um dann am Schwarzberggrad wieder nach unten zu wandern. Ein sehr steiler Abstieg und irgendwann haben meine Knie ganz schön weh getan. Immerhin mussten wir fast 1.200 m Höhenmeter überwinden. Es ging dann immer weiter zum Mattmark-Stausee, dessen grüne Farbe sehr intensiv leuchtete.
Die Wolken haben sich zwischenzeitlich etwas mehr verdunkelt und blieben an den hohen Gipfeln hängen. Ein paar Tropfen haben wir abbekommen, aber immerhin sind wir nicht aus Zucker. Auf den letzten tausend Metern mussten wir noch einen Gewaltmarsch hinlegen, um den Postbus, welcher ab der Staumauer nach Saas-Almagell fuhr wartete. 1 Minute vor der Abfahrt haben wir die Station erreicht. Perfekt, hat doch alles geklappt. Aber unsere Füße taten ganz schön weh. Obwohl wir nur ca. 10 km unterwegs waren fanden wir die Tour sehr anstrengend. Wahrscheinlich lag es an dem Auf und Ab. Trotzdem haben wir fast 25.000 Schritte gemacht und mit uns zufrieden. Wir hatten schöne Aussichten (auch auf den 4.027 m hohen Allalin – den wir noch besteigen wollen), haben Murmeltiere gesehen, haben Gletscher überquert und einen „reißenden“ Strom überwunden…?