Grenzgang zwischen der Schweiz und Italien

Nach der leichten Runde von gestern stand heute nun eine etwas größere Runde auf dem Programm. Das Wetter passte, ein Sonne-Wolken-Mix bei knapp 19°C. Wir hatten mitbekommen, dass man mit dem Bus innerhalb Livigno kostenlos fahren konnte, das Auto konnte somit stehenbleiben und die Parkplatzsuche entfiel. Da die Runde größer werden sollte, sind wir früh aufgestanden. Geplant war zum Grenzpass zwischen der Schweiz und Italien via Refugio Cassana (einer Hütte auf 2.600 m) zu wandern, um dann von dort auf dem Grenzstreifen der beiden Länder zum Gipfel ALMATOC (2.826 m) zu wandern, dann weiter ins Tal zum Gasthof Alpe Federia hinabzusteigen, um dann wieder von 2.200 m auf 2.750 m hinaufzusteigen, damit wir als Abschluss mit der Seilbahn wieder ins Tal fahren konnten. Das war der Plan! Knapp 6 Stunden waren dafür angesetzt…

Warten auf´n Bus

Mit dem Bus sind wir also bis zum Nordende von Livigno gefahren, kurz orientiert wo die Wanderwege starten und los ging es erstmal steil bergauf. Uff, was machen wir hier eigentlich. Der Gipfel baute sich vor uns auf, da hieß es motiviert an die Sache rangehen. Vorbeikommend am Gasthaus La Calcheira, welches noch keine Gäste hatte, ging es durch einen Wald immer weiter bergauf.

Unterwegs gab es einige kleine Hütten, die von ihren Besitzern teilweise hübsch renoviert worden sind. Hier ein Ferienhaus wäre super! Nur die Milch sollte man nicht vergessen, dann wird der Weg ins Tal zum Konsum schon etwas weiter. Gestern noch fanden wir die Landschaft etwas „langweilig“, heute war sie schon besser. Wahrscheinlich sind wir nur verwöhnt… Immer auf dem Weg Nr. 173 bleibend, sind wir bergan gewandert. Außer uns war niemand unterwegs. Von hier aus hatte man schöne Blicke ins Tal mit den einzeln stehenden Hütten. Irgendwann kam der Abzweig auf Weg Nr. 172, von hier ging es dann steil bergauf. Zu unserer Verwunderung sind tatsächlich ein paar Mountainbiker (keine E-Bikes) den Berg hochgeradelt. Zumindest haben sie es versucht. Die Damen der Truppe waren am flinkesten, wenn man das Tempo so bezeichnen konnte. Nach kurzem Gespräch haben wir erfahren, dass sie ein paar Tage mit dem Rad unterwegs sind und immer über die Pässe fahren. Für uns wäre das nix, dann lieber wieder eine Alpenüberquerung zu Fuß.

Der Weg wurde immer mühevoller, etwas demotivierend für Gritti war, dass sie das Ziel (die Hütte) nicht vor Augen hatte. Ich musste sie damit motivieren, indem ich immer wieder sagte: an der nächsten Kurve sieht man sie bestimmt. Ab und zu hat sich ein Murmeltier gezeigt, die putzigen Kerlchen zaubern einem immer ein Lächeln ins Gesicht. Nach knapp 4 Stunden sind wir beim Refugio (Hütte) angekommen, leider war sie zu. Sie sah sehr verlassen aus und schon wegen der Bauweise eher wie ein Bunker. Gerne hätten wir hier Rast gemacht, mit etwas leckerem zu essen. Nun gut, gemeinsam mit den eingeholten Radfahrern haben wir in einem windgeschütztem Eckchen mit eigenem Proviant ein Picknick gemacht. Der Wind war hier oben auf knapp 2.600 m Höhe doch schneidend und kühl, geschätzt waren es um die 7°C.

Refugio Cassana, nun noch 70 Höhenmeter, schaffe ich auch noch.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, hieß es noch knapp 70 Höhenmeter zu überwinden, um auf den Pass Chaschauna (2.694 m) zu gelangen. Und schwups war man in der Schweiz. Einen Grenzstein konnten wir allerdings nicht entdecken.

Weiter ging es dann entlang eines Weidezauns, der genau auf der Grenze aufgestellt war, zum Gipfel ALMATOC (2.826 m) weiter. Die Landschaft war hier oben beeindruckend, irgendwie wie auf einem fernen Planeten. Das hier oben Leben war, konnte man nur durch das Gebimmel der Kuhglocken und das Pfeifen der Murmeltiere erahnen. Wir waren auf dem Weg völlig allein, die Radfahrer fuhren bereits talwärts auf Schweizer Gebiet.

Nachdem wir den Gipfel (es war ein abgerundeter Hügel mit Steinmännchen als Gipfelkreuz) erreicht hatten, konnte ich Gritti gerade noch überreden ein Foto zu schießen. Sie war schon etwas schlapp und abgekämpft. Deshalb habe ich mich innerlich schon vom Aufstieg zur Seilbahnstation Carosello verabschiedet, das wollte ich ihr nicht zumuten. Wir mussten nun den Gipfel, der genau auf der Grenzlinie lag, auf der anderen Seite wieder absteigen und an einer Biegung nach links auf dem Weg Nr. 169 kommen. Bis dorthin war der Weg bergab aber nicht mehr zu erkennen, so dass ich vornweg die besten Stellen gesucht habe, um den Hang hinunter zu gelangen. Man musste nur aufpassen wohin man tritt, um nicht ins Rutschen zu kommen. Mit Handy und gesundem Menschenverstand haben wir dann den etwas unterhalb verlaufenden Weg erreicht. Um Gritti wieder etwas aufzubauen, bin ich beim Abstieg extra an einer Wiese mit Edelweiß vorbeigelaufen. Und es stand soviel davon rum, es sah toll aus! Nur in der Höhe kann man es entdecken. Und tatsächlich hatte Gritti wieder ein Lächeln im Gesicht.

Echtes Edelweiß

Weiter ging es also vorbei an einer Kuhherde bergab auf dem Weg Nr. 169. Das nächste Etappenziel, die Alpe Federia, war noch nicht zu sehen, lag aber im Talboden. Entlang auf einem schmalen Weg am Hang, ging es immer weiter bergab. Murmeltiere und ihr Pfeifen haben uns begleitet. Nun wurde das Wetter auch besser, die Sonne kam wieder raus, denn unterwegs sahen die Wolken schon etwas bedrohlich aus.

Mit der Sonne wurde auch die Stimmung besser und wir freuten uns auf eine Rast an der Alpe. An der Alpe wurden wir von Hühnern und Truthähnen begrüßt, letztere waren auf dem Dach der Alpe und unternahmen dort Flugversuche. Sehr lustig anzuschauen. Bei einem Kakao und einem Kaffee haben wir die Rast genossen.

Alpe Federia

Wäre es nicht so spät gewesen, dann hätten sich die Wege von Gritti und mir getrennt. Gritti wäre ins Tal gelaufen und ich nochmal den gegenüberliegenden Berg hinauf zur Bergstation der Seilbahn. Es waren knapp 550 Höhenmeter zu überwinden. Oben angekommen wäre die Seilbahn aber bereits geschlossen gewesen, so dass ich dann noch hätte bergab laufen müsste. Das war aber auch für mich zu viel.

Also sind wir gemeinsam den knapp 6,5 km langen Weg bis zur Bushaltestelle gelaufen. Auch jetzt waren nur noch wenige Menschen unterwegs. Der Weg zog sich dann ganz schön hin, schließlich hatten wir die Bergwanderung noch in den Knochen. Jetzt mussten wir uns Beide gegenseitig motivieren. Aber was war die Alternative, man musste laufen wie weit einem die Füße tragen. Nach fast 9 Stunden (davon 5:36 h reine Gehzeit), mit 1.109 m Aufstieg und nochmal soviel Abstieg und insgesamt 20,5 km haben wir die Bushaltestelle erreicht. Zu unserem Glück kam der Bus gleich um die Ecke und wir sind ins Hotel zurückgefahren. Der Gang, den wir Beide vom Bus zum Hotel hatten, sah nicht schön aus. Wir waren wohl Beide etwas fertig.

Wer sind wir?

Wer sind wir?

Wir sind Grit & Micha aus Berlin und bezeichnen uns selbst als junggebliebene Weltenbummler, auch wenn wir beide schon 50+ sind.
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands konnten wir das Fernweh, welches doch erst dann entstanden ist ausleben. Nach der ersten gemeinsamen Reise 1991 nach Barcelona hatten wir „Blut geleckt“ und konnten seitdem viele weitere Länder in der Welt bereisen.

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