Der Tag begann mit Sonnenschein und versprach auch so zu bleiben. Also bot sich genau die Wanderung an, die wir uns gestern ausgesucht haben. Wir wollten unsere Tour zum Hochwald (tschechisch: Hvozd) machen. Den Turm hatten wir bereits gestern vom Nonnenfelsen aus gesehen und schon mal als eines der Ziele für die kommenden Tage erkoren. Kurz nach 9 Uhr waren wir startbereit und bogen in den Wald in Richtung Bärwandkopf an. Die Felsen haben wir hier alle merkwürdige Bezeichnungen, mit etwas Fantasie oder Alkohol erkennt man die Felsformen deren Namen daraus entstanden sind. Unser Handy war unser Navi, was aber trotzdem nicht unbedingt vor „dem vom Weg abkommen“ schützte. Manche Wege waren teilweise gar nicht mehr vorhanden, obwohl der elektronische Wanderführer das trotzdem meinte. Irgendwann haben wir uns auf dem richtigen Weg befunden und sind einen Weg gegangen, den die Wandergruppen, die heute bei dem schönen Wetter unterwegs waren nicht gegangen sind. Das war uns recht. Nach kurzer Wanderung waren wir bereits am Grenzübergang zu Tschechien.
Kurz hinter dem Grenzübergang kamen wir in den kleinen Ort Valy, den wir immer am Rande entlang gegangen sind. Viel los war hier auch nicht, aber und zu kläffte ein Hund, Menschen hat man kaum auf der Straße gesehen. Von einzelnen Anhöhen konnte man das Ziel unserer Wanderung bereits ausmachen, den Aussichtsturm auf dem Hochwald. Dabei haben wir auch die Hochwaldbaude entdeckt, die etwas weiter südlich am Berg lag.
Die einzelnen Gehöfte des Ortes waren meist nicht besonders gepflegt, dafür mit martialischen Schildern versehen, um Eindringlinge abzuhalten.
Nach dem letzten Gehöft ging es in den Wald, um alsbald wieder etwas steiler anzusteigen. Nach etwa 30 Minuten haben wir dann die Hochwaldbaude (www.hochwaldbaude.de) erreicht, die genau auf der Grenze von Deutschland und Tschechien und auf einer Höhe von 752 m liegt. Die Sonne schien und man konnte von dort schon einen guten Blick ins Hinterland von Tschechien und auch in Richtung Polen werfen. Kurz überlegt, ob wir bereits jetzt eine Pause einlegen oder vorher noch den Aussichtsturm mitnehmen, der ca. 400 m weiter auf einem Nachbarhügel stand. Wir haben uns für den Turm entschieden. Für 1,50 € pro Person konnten man den Turm erklimmen und nach 128 Stufen war man oben und konnte einen schönen 360°-Blick genießen. Nur der Wind war hier oben sehr kräftig. Schade, denn ich wollte eigentlich meine Drohne fliegen lassen, um ein Bild vom Turm zu machen. Vom Turm konnte man sogar das Kraftwerk Turow und den Tagebau in Polen sehen, welcher im Dreiländereck liegt.
Oybin, im Hintergrund Kraftwerk Tyrow (Polen) Turmwärter Hochwaldbaude
Nachdem wir genug hatten, sind wir wieder zur Hochwaldbaude zurück gelaufen, um dort eine Rast einzulegen. Die Baude hat ein uriges Restaurant und eine Sonnenterrasse, auf der wir uns ausruhen wollten. Nachdem wir die Sonne, die Soljanka (Micha) und die Böhmischen Knödel mit Vanillesoße (Gritti) genossen haben, sind wir weiter gezogen.
Nun ging es meist bergab und haben dabei ein älteres Pärchen überholt. Beide waren 84 und noch recht fit, schließlich sind sie den Berg zur Baude nach eigener Aussage hochgelaufen und nicht mit dem Rentner-Shuttle hochgefahren, der alle Stunde fuhr. Wenn wir in 30 Jahren auch noch so fit sind, um in den Bergen unterwegs zu sein, dann wäre das schön. Also immer schön bewegen, dann wird das schon.
Unterwegs haben wir kurz nach dem Aussichtspunkt Ludwigshöhe unseren Gipfelschnaps getrunken. Das haben wir doch tatsächlich vergessen und nach Hause tragen war keine Option. Also: nicht so viel schnacken, Kopf in Nacken, Prost! Von der Ludwigshöhe hatte man einen schönen Blick auf Oybin und der Klosterruine, die oberhalb von Oybin liegt.
Oybin mit Klosterruine verspäteter Gipfelschnaps
Langsam taten uns die Knochen weh, schließlich hatten wir schon über 20.000 Schritte auf der Uhr, aber kurz vorm Ziel sind wir noch zum Carolafelsen (569 m) abgebogen, um auch dort die Aussicht zu genießen. Hat sich auch gelohnt, wir konnten auf unser Hotel schauen. Vorbei an den Sandsteinfelsen mit Namen wie „Hohle Wand“, „Schluchtspitze“ oder „Bärwand“ sind wir wieder in Jonsdorf angekommen.
auf dem Carolafelsen
Es war kurz nach 16 Uhr und hatten die spontane Idee ins 10 km entfernte Zittau zu fahren. Gesagt, getan. Schnell die Schuhe gewechselt und ab ins Auto. Nach ca. 15 min. waren wir in der Altstadt von Zittau. Auf dem Marktplatz haben wir ein Café entdeckt, wo es Federweißer gab. Ja, das war jetzt genau richtig. Leider macht das Café bereits um 17 Uhr zu, so dass wir uns beeilen mussten, damit das Personal Feierabend machen kann. Die alten Häuser um den Marktplatz waren schön hergerichtet und saniert, aber auch hier fiel uns auf, dass nur wenige Menschen auf der Straße waren. Bei dem Wetter in Berlin undenkbar. Nach einem kurzen Stopp in der Touristeninfo sind wir ein paar Seitenstraßen der Altstadt entlang gegangen. Man hat gesehen, dass viele alte Häuser bereits saniert waren, andere lagen noch im Dornröschenschlaf. Aber auch hier kaum Menschen auf den Straßen und viele leere Wohnungen. Schade, Zittau hat bestimmt einiges zu bieten, aber wahrscheinlich gibt es hier kaum Arbeit, somit gibt es wohl auch wenige Menschen, die unterwegs sind. Früher muss Zittau eine reiche Stadt gewesen sein, denn die alten Häuser sahen prächtig aus, wenn sie saniert waren. Das Rathaus war schon ein Hingucker.