Die ganze Nacht hat es geregnet und auch heute morgen schüttete es immer noch. Und das seit nun 15 Stunden ununterbrochen. Und tatsächlich, die Berge um uns waren überzuckert. Es hatte also da oben geschneit, so ab 2.000 m war alles weiß. Sah schön aus. Das Stilfser Joch, welches wir gestern hochgefahren sind, war nun komplett verschneit. Haben wir Glück gehabt, denn Schneeketten habe ich nicht dabei.
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Der Regen sollte laut Vorhersage gegen 10 Uhr aufhören und somit bot der Tag die Möglichkeit eine Wanderung zu machen. Wir hatten uns gestern die Tour um den Lago di Cancano ausgesucht, der sich auf knapp 1.900 m befinden sollte. Angesetzt waren 5:30 Stunden. Um dorthin zu kommen, musste wir erst 2 Pässe passieren und dann noch im Ort Isolaccia die Serpentinen zum Ausgangspunkt der Wanderung erklimmen. Vorsichtshalber hatten wir unsere Regenhosen mitgenommen, falls der Regen doch länger anhalten sollte. Am Pass Foscagno mussten wir wie gestern die Zollstelle passieren – wie gesagt liegt Livigno im Zollaußengebiet. Nachdem ich dem Beamten gesagt hatte, dass wir nichts zu verzollen haben, durften wir weiterfahren. Kurz vor Isolaccia konnten wir die Folgen des langen Regens sehen, aus einer Gebirgswand oberhalb des Ortes stürzte ein riesiger braungefärbter Wasserfall ins Tal.
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Nun hieß es die Auffahrt zum Parkplatz bei den beiden alten Türmen Torre di Fraele zu finden. Durch kleine Bergsiedlungen ging es über sehr schmale Straßen bergauf. Irgendwo stand dann auf italienisch, dass die Straße gesperrt sein würde. Nachdem ich dann einen Lkw-Fahrer gefragt hatte und er mir sagen konnte, dass die Straße frei wäre, war ich beruhigt. Kurz nach den letzten Häusern begannen die Haarnadelkurven zum Fraele-Pass. Gritti hatte sich zwischenzeitlich am Türgriff verbissen, sie hatte wohl Angst. Die Kurven waren wirklich nicht ohne und mussten langsam durchfahren werden. Außerdem war die Straße nass, es war nur um die 2°C „warm“ und somit bestand die Gefahr von Glätte. Um die Pass-Straße nutzen zu dürfen musste man eine Maut an einem Automaten bezahlen, 5 € waren völlig ok. Leider ist mein italienisch nicht so gut und ich musste den Google-Übersetzer bemühen. Es hat trotzdem einige Minuten gedauert bis ich kapiert habe, wie der Automat funktioniert. Nachdem wir unser Ticket endlich hatten, konnten die 17 Kurven genommen werden. Oben angekommen standen 2 alte Wehrtürme aus dem 14. Jahrhundert, mittlerweile allerdings Ruinen. Kurz dahinter war unser Parkplatz. Wir waren hier völlig allein, kein Auto und Mensch weit und breit. Über den Pass pfiff der Wind und es regnete noch ein wenig. Aber egal, die Tour wird jetzt gemacht! Nach ein paar hundert Metern hörte der Regen dann auch auf und wir erreichten den Lago di Cancano, einen von 2 Stauseen hier im Tal. Am südlichen Rand es Sees ging es auf einem breitem Fahrweg in Richtung Staumauer des oberen Stausees Lago di San Giacomo.
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Wir waren immer noch allein unterwegs und das machte uns etwas stutzig. Hm, ist der Weg vielleicht irgendwann gesperrt und wir wissen nix davon? Aber nach einiger Zeit kamen uns dann Autos entgegen und einzelne Mountain-Biker überholten uns. Nach knapp 1,5 Stunden kamen wir dann an der Staumauer an, die es zu überqueren galt. Das Bauwerk war schon riesig und beeindruckend, für Gritti ist das Laufen auf der Staumauerkrone eine Überwindung. Aber allen Mut zusammengenommen, haben wir dann am Nordufer des Stausees das Refugio Val Fraele erreicht, einem kleinen Restaurant. Dort haben wir einen Cappuccino getrunken und den Wirt gefragt, ob der restliche Weg am Nordrand des Sees begehbar wäre. Er sollte nämlich durch 2 Tunnel führen. Vom Wirt haben wir auch erfahren, dass im oberen Stausee eine Ortschaft in den Fluten versunken ist und eine Zeitlang nur noch der Kirchturm aus dem Wasser geschaut hatte (ähnlich wie am Reschensee). Leider hat man damals noch nicht an Tourismus gedacht und den Kirchturm gesprengt. Es wäre heute ansonsten ein gutes Fotomotiv.
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Der nördliche Weg am Stausee war laut des Wirts begehbar, den ersten Tunnel durfte man durchlaufen, der zweite und längere Tunnel musste umgangen werden. Nach einigen Minuten haben wir den ersten Tunnel auch erreicht. Die Durchquerung war schon etwas gruselig, Wasser tropfte von der Tunneldecke und Licht war nur vom Ende des Tunnels. Auf diesem Weg waren wir wieder ganz allein unterwegs, anfangs hatten wir ein wahrscheinlich franz. Pärchen, das gerade Picknick machte, überholt. Am zweiten Tunnel angekommen, sind wir einem parallel verlaufenden Weg außerhalb des Tunnels gefolgt. Dabei mussten 2 Stellen mit Gebirgsbächen gequert werden. Nicht über eine Brücke, sondern durch das Bachbett hindurch. Der erste Bach war relativ harmlos, ich bin vornweg, um die Steine zu finden, auf die man möglichst trockenen Fußes durch den Bach kam. Der zweite Bach war dann schon etwas schwieriger. Vor allem, weil es wegen des Regens mehr Wasser gab als üblich. Gritti wollte erst nicht da durch, aber ich konnte sie überzeugen mir zu folgen. Wir hatten danach nasse Schuhe und Gritti zusätzlich weiche Knie. Nach ein paar hundert Metern hat sie sich aber von dem Abendteuer erholt. Nun kamen wir an einer kleinen Kirche vorbei, der Chiesa di San Erasmo, welche sehr hübsch anzusehen ist. Drinnen hat sie sehr schöne Malereien. Nachdem ich ein Lebenslicht für Gritti angezündet hatte, sind wir weitergezogen. Das nächste Highlight war die große Staumauer, insgesamt 136 m hoch. Wow, was für ein Bauwerk. Gritti musste wieder mit Puddingbeinen ganz schnell die Staumauerkrone überqueren. Ich konnte mir Zeit lassen und alles in Ruhe anschauen.
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Nach unendlich vielen Bildern sind wir dann weitergezogen, vorbeikommend an einem kleinen Lokal. Hier haben sich wahrscheinlich Oldtimerfreunde aus aller Herren Länder getroffen. Die älteren Herrschaften waren stolz mit ihren Schätzchen über den Pass fahren zu können. Als wir unser Auto nach 15 km Wanderung erreicht hatten, waren wir doch ganz schön fußlahm. Unser Auto war nicht weit von den anfangs erwähnten Türmen geparkt, so dass wir diesen noch einen Besuch abstatten konnten. Die beiden Türme waren so prädestiniert auf dem Felsen gebaut worden, dass man von beiden eine schöne Aussicht ins Tal und auf die nun schneebedeckten Berge werfen konnte.
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Nun ging es über die Serpentinen wieder ins Tal, um uns die hübsche Kirche im Ortszentrum anschauen zu können. Und ein Eis ging auch noch! Insgesamt trotz des anfänglichen Regens ein toller Wandertag!