Laut dem Wetterfrosch sollte es heute viel und intensiv regnen, zumindest tagsüber, wenn wir unterwegs sein wollten. Und diesmal sollte die Vorhersage auch so eintreffen, obwohl beim Blick aus dem Fenster blauer Himmel mit ein paar Hochnebelwolken zu sehen war. Was also machen an solch einem Tag? Zwischenzeitlich hatten wir begriffen, dass man im Winter außer Skifahren nicht viel machen kann, denn die meisten Museen, Schlösser und Burgen haben um diese Jahreszeit geschlossen. Auch alle Klamms, wir haben alle duchgegoogelt.
Nun gut, machen wir trotz der Vorhersage etwas Sighseeing zum Wolfgangsee. Nach meinen Vorstellungen ist der Wolfgangsee die Anlaufstelle für Busreisen mit Passagieren, die jenseits der 70 sind. War uns egal, wir wollten ihn auch sehen. Um dorthin zu gelangen haben wir nicht die normale Route genommen, sondern den Weg über eine mautpflichtige Passstraße. Die Entscheidung war genau richtig, denn wir hatten dort sehr wenig Verkehr und schöne Ausblicke ins Tal. Nebel hielt sich in den Tälern und vor dem Sonne/Wolken-Mix sah das richtig toll aus.
Unser Diesel nagelte sich die Serpentinen hoch und wir waren gefühlt alle 2 Minuten entweder im Nebel oder hatten gute Sicht mit blauen Himmel. Die Passstraße führte zur Postalm, einem gut erschlossenen Skigebiet, welches aber heute wegen der Schneeschmelze (8 Grad) nicht genutzt werden konnte. An der Mautstation zum Pass (15 €) hat uns der Mitarbeiter gesagt, dass man gestern hier sintflutartige Regenfälle hatte. Das Wetter spielt wirklich verrückt. An der Postalm lag noch Schnee, aber man konnte regelrecht zusehen wie alles taute.
Für uns ging es weiter, talabwärts zum Wolfgangsee im Salzkammergut. Bei der Abfahrt konnte man unendlich viele Wasserfälle sehen, die sich durch die Schneeschmelze gebildet hatten. Bloß gut, dass ich mir Schneeketten ausgeliehen hatte…?. Am Wolfgangsee angekommen setzte der vorhergesagte Regen ein. Na toll! Der See war somit nur teilweise erkennbar, von den Bergen drumherum war durch die sehr tiefen Regenwolken auch nur wenig zu erkennen. Wirklich schade.
Trotzdem sind wir nach St. Wolfgang, welches auf der Ostseite des Sees liegt gefahren. Auf einem Parkplatz angekommen waren wir uns nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee war. Ich bekam auch langsam schlechte Laune. Nach einige Überlegungen haben wir es trotzdem versucht und sind ausgestiegen, haben die Kapuze über den Kopf geworfen und sind die Hauptgeschäftsstraße entlang gegangen.
Ab und zu mussten wir tatsächlich eine Reisegruppe überholen, die das Klischee vom typischen Besucher des Wolfgangsees erfüllte. St. Wolfgang ist ansonsten ein kleines hübsches Städtchen mit vielen reich verzierten Häusern und vielen Hotels. Selbstverständlich haben wir auch einen Abstecher zum Hotel “Im weißen Rössl“ gemacht. Lohnenswert ist ein Besuch der Barockkirche St. Wolfgang, sie ist sehr opulent ausgestattet (www.dioezese-linz.at). Im Ort selbst war nicht viel Betrieb, es war schon etwas verschlafen, obwohl die Geschäfte zum großen Teil geöffnet waren. Der nun stärker werdende Regen hat uns entschließen lassen, zurück zum Auto zu gehen. Der See wurde immer grauer und unansehnlicher.
Deshalb haben wir uns entschlossen nach St. Gilgen am Nordwest-Ende des Sees zu fahren, in der Hoffnung, dass der Regen dort weniger werden würde. Unterbrochen von einem kurzen Fotostopp in Gschwand, haben wir dann den See umrundet. Leider regnete es immer noch, trotzdem fiel uns am Ortseingang eine Seilbahn auf, die auf das 1.086 m hohe Zwölferhorn fahren sollte. Hmm, vielleicht sollten wir einfach hochfahren und hoffen, dass wir über den Regenwolken sein würden. Eine bewirtschaftete Hütte sollte es dort geben. Aber die Dame an der Kasse hat uns davon abgeraten, da auch dort oben das Wetter schlecht bleiben würde. Etwas erleichtert war ich über diese Nachricht schon, da das Ticket für die Seilbahnfahrt 30 € pro Person (Berg- und Talfahrt) betragen hätte. Stolzer Preis!
Also sind wir, bewaffnet mit einem Regenschirm, in den Ort rein gelaufen. Wir hatten Lust auf einen Kaffee und ein schönes Stück Kuchen. Irgendwie musste man sich ja trösten. Nach einem kleinen Rundgang durch den Ort sind wir dann ins Cafe “Nannerl“ eingekehrt. Der Kuchen dort war sehr lecker, vor allem die “Malakoff-Torte“. Nach dieser Sünde haben wir uns entschlossen, trotz des immer noch vorhandenen Regens, nach Hallstatt zu fahren.
Hallstatt soll ja das kleine Örtchen sein, welches die Chinesen nachgebaut haben, weil Hallstatt für die Chinesen der Inbegriff der Alpenkultur sein solle. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hallstatt_(China) . Auf dem Weg nach Hallstatt wurde das Wetter statt besser, wie erhofft, immer schlechter. Schnee war kaum noch zu sehen und wir hatten ständig Nebel um uns. Egal, wir hatten es uns vorgenommen, also machen wir es auch. Kurz vor dem Ortseingang von Hallstatt musste noch ein langer Tunnel durchfahren werden, der den Verkehr um den Ort führen sollte. Was auch Sinn machte, den der Ort ist ganz dicht zwischen den steilen Felsen und dem Hallstätter See gebaut. Durchgangsverkehr wäre hier nicht möglich gewesen.
Im Ort angekommen haben wir unser Auto auf einem nicht preiswerten Parkplatz abgestellt und sind in Richtung Stadtkern gelaufen. Auf dem Weg dorthin sind uns auffallend viele indisch und chinesisch aussehende Menschen entlang der Seepromenade begegnet. https://www.kofferpacken.at/oesterreich/asiaten-in-hallstatt/
Wir sind ganz gemütlich ebenfalls die Seepromenade entlang gelaufen, um wie alle anderen eine Unmenge an Fotos zu machen. Hallstatt ist wirklich sehr pittoresk anzuschauen, viele Häuser haben schon Jahrhunderte auf dem Buckel. Ein Ausflug dorthin lohnt sich auf jeden Fall. Der Regen hatte nun nachgelassen, Gott sei Dank, so dass wir den Ort auch genießen konnten.
Durch kleine Straßen und Gässchen sind wir noch zur Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt hinaufgestiegen. Direkt neben der Kirche steht die Michaelskapelle, welche ein sogenanntes Beinhaus beherbergt, in dem die Schädel und Röhrenknochen der verstorbenen Einwohner gelagert werden, nachdem sie eine 15jährige Grabesruhe hinter sich hatten. Entstanden ist dies dadurch, dass es wenig Platz auf dem Friedhof gab. Die Knochen werden nach der Entnahme aus dem Grab gereinigt und künstlerisch bemalt. https://beinhaus.hallstatt.net
Vom an der Pfarrkirche liegenden Friedhof hatte man einen sehr guten Blick auf den Ort. Die Berge um den Hallstätter See kamen nun auch mehr aus dem Nebel hervor, so dass das Bild immer besser wurde. Ich war jetzt mit dem Wetter etwas versöhnt, denn der Ausflug nach Hallstatt hat sich gelohnt. Bloß gut, dass mich Gritti davon überzeugt hat, ich wäre fast daran vorbei ins Hotel gefahren, weil ich keine Lust mehr auf Regen hatte.
Die Rückfahrt führte dann quer durchs Tennengebirge nach Abtenau. Die Strecke war wenig befahren, so dass ich mir in der kurvenreichen Strecke bei wieder aufziehenden Nebel Zeit lassen konnte, um pünktlich zum Abendessen in unserem Hotel einzutreffen.