Düsseldorfer Hütte

Der letzte Tag in Suldental, und diesen wollten wir mit einer schönen Tour abschließen. Dafür stand eine Wanderung zur Düsseldorfer Hütte auf 2.721 m auf dem Programm.

Nachdem bis spät in die Nacht das Gewitter über dem Tal hing, war es heute morgen deutlich kühler als die anderen Tage.

Mit der Kanzelseilbahn sind wir zuerst zur Bergstation gefahren um dort Murmeltiere zu beobachten, die uns schon mit lauten Warnpfiffen empfangen haben. Leider haben sich die possierlichen Tiere nach unserer Annäherung in ihre Baue verkrochen. Ausgiebiges Warten, bei dem wir uns so gut wie nicht bewegt haben, hat nicht dazu geführt, dass sie wieder ausgekrochen kamen. Die saßen im Bau und haben uns den dicken Daumen gezeigt. Nun gut, dann eben nicht! Also ging es weiter bergan, knapp 450 Höhenmeter mussten geschaffte werden. Gritti ist schon mal vorgelaufen, während ich zur Salzsäule erstarrt vor dem Eingang eines Murmeltier-Baus gewartet habe. Irgendwann habe ich die Nerven verloren und bin Gritti gefolgt. Nach knapp 15 Minuten habe ich sie eingeholt.

Zur Düsseldorfer Hütte wollten heute, bei dem schönem Wetter, ganze Karawanen von Wanderern. Aber wir haben unser eigenes Tempo gemacht und sind langsam angestiegen. Leider wurde Gritti auf den letzten 150 Metern schwindlig, so dass wir uns entschieden haben, dass sie wieder absteigt und ich weiter nach oben laufe. Wahrscheinlich waren das die Nachwirkungen von ihrem Infekt. Ich hätte mit Gritti mitlaufen können, aber wir hatten uns vor Beginn der Tour geeinigt, dass wir es probieren und wenn es nicht geht, wir getrennte Wege gehen.

Gritti ist das Zaytal entlang eines Gletscherbaches abgestiegen und ist nach ihrem Eindruck in eine Landschaft gekommen, in der man den Heidi-Film drehen könnte.

Sanfte Wiesen mit vielen Blüten, einem rauschenden Bauch, ab und zu ein paar bimmelnde Kühe – das perfekte Panorama.

Ich bin weiter den Berghang zur Düsseldorfer Hütte angestiegen. Oben angekommen, habe ich mir inmitten der anderen Leute eine stille Ecke gesucht, um eine kleine Rast zu machen und talabwärts zu schauen. Nach knapp 20 Minuten habe ich mich entschlossen noch einen 3-Tausender, das Hintere Schöneck auf 3.128 m Höhe zu besteigen, der unmittelbar in der Nähe der Hütte war. Die meisten Wanderer sind auf dem gleichen Weg wieder ins Tal abgestiegen, den sie hochgekommen sind. Ich habe mir den Steilhang zum Gipfel ausgesucht. Auch heute war ich wieder allein unterwegs, heißt, nur wenige nehmen diese Tour.

Zuerst musste der Gletscherbach überquert werden, was nur über ausgelegte Bretter ging. Ein Gleichgewichtsproblem sollte man also nicht haben. Danach ging es in einigen Serpentinen den Berg hinauf. Zwischendurch musste Blockwerk überquert werden. Gefährliche Engstellen waren mit einem Drahtseil gesichert. Allerdings sollte man vorher, bevor man daran zieht, immer prüfen, ob es noch in Ordnung ist. Denn ich hatte tatsächlich eine Stelle, an dem die Verankerung nicht mehr fest war. Ein kurzer Schreck als ich daran gezogen habe. Der Aufstieg zog sich ganz schön in die Länge, da es immer wieder Engstellen und ausgesetzte Wege gab. Zwischenzeitlich hatte mich ein junges Paar noch überholt, somit hatte ich immer Leute vor mir, die mir den Weg gezeigt haben.

Nach ca. 80 Minuten habe ich den Gipfel erreicht, und der hatte sogar ein Gipfelkreuz. Ich war hier oben allein und konnte in Ruhe die Aussicht genießen. Und diese war wieder fantastisch. Die Sicht war sehr gut, man konnte knapp 100 Kilometer schauen. Aber allein der Blick auf die vergletscherten Berge im Tal war schon toll. Heute war auch wenig Wind am Gipfel, so dass ich es gewagt habe meine Drohne in die Luft zu schicken. Mein Gipfelkreuz habe ich erreicht, aber das wirkliche Highlight hatte Gritti im Zaytal: eine Nacktwanderin! 🙂

Ganz unten im Tal liegt Sulden

Nachdem ich mich sattgesehen hatte bin ich in Richtung Vorderes Schöneck (2.908 m) abgestiegen. Der Weg nach unten ging am vorgelagerten Berg leicht vorbei und da ich noch knapp 3 Stunden Weg vor mir hatte, hab ich diese Gipfel nicht bestiegen. Waren ja noch nicht mal 3.000 Meter… Der Weg nach unten war ganz schön lang und man dachte, dass er nie enden wird. Er ging quer über Almwiesen und man musste höllisch aufpassen, dass man nicht in die Kuhfladen tritt, die vorzugsweise immer auf dem Wanderweg lagen. Zwei Stunden später bin ich dann an der Kälberhütte (2.248 m) angelangt, eine kleine Wirtschaft, die hübsch mit Blumen dekoriert war und inmitten einer Wiese lag. Dort habe ich mir einen Apfelstrudel und ein Radler bestellt und den Ausblick auf die Berge genossen. Schade, dass Berlin so weit weg von den Alpen liegt, Gritti und ich könnten hier jedes Wochenende sein.

Kurz bezahlt und weiter ging es den Weg Nr. 25 hinab ins Tal nach Sulden. Zuerst ging es erstmal bergauf durch einen Zirbenwald. Wieso bergauf, ich wollte doch ins Tal?! Irgendwann ging es dann auch bergab, aber dann sehr steil. Bloß gut, dass ich meine Stöcker dabei hatte, sonst wäre es für die Knie eine Tortur gewesen. Die von den Eichhörnchen angefressenen Zirbenzapfen verströmten im Wald einen schönen Holzgeruch. Jetzt einen Zirbenschnapsl, das wäre schön.

Umso weiter ich bergab gestiegen bin, umso wärmer wurde es. Trotz des schattigen Waldes fing ich mächtig an zu schwitzen. Meine Uhr zeigte mir an, dass ich schon 22.000 Schritte gelaufen bin und es immer noch ein Stück bis zum Hotel war. Aber was sollte ich machen, ich musste weiter. Also letzte Reserven rausgeholt und den Aufstieg zum Hotel noch gemacht. Jetzt war ich aber richtig platt.

Gritti war schon vor einiger Zeit im Hotel angekommen und hat den Rest des Tages zur Erholung genutzt.

Fazit: es war wie immer eine schöne, wenn auch anstrengende Tour. Manchmal fragt man sich schon, warum man sich das antut, aber die Ausblicke vom Gipfel entschädigen für alle Mühe.

Wer sind wir?

Wer sind wir?

Wir sind Grit & Micha aus Berlin und bezeichnen uns selbst als junggebliebene Weltenbummler, auch wenn wir beide schon 50+ sind.
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands konnten wir das Fernweh, welches doch erst dann entstanden ist ausleben. Nach der ersten gemeinsamen Reise 1991 nach Barcelona hatten wir „Blut geleckt“ und konnten seitdem viele weitere Länder in der Welt bereisen.

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