Leider haben meine Abendgebete nicht geholfen und der Tag begann wie er geendet hat – mit ergiebigem Regen. Selbst die nahen Berge waren in den Wolken verschwunden, so dass wir beschlossen einen Stadttag mit Museum und Shopping (Frustkauf) in Bruneck zu verbringen.
Der Tag begann aber schon gegen 5 Uhr in der Früh, eine Art Kanonendonner holte uns aus dem Schlaf. Was war denn das, Gritti und ich machten im Dunkel große Augen?! Eine Erklärung war nicht zu bekommen, also das Ohr wieder an die Matratze gelegt, um kurze Zeit später wieder vom Donner erschreckt zu werden. Das ging dann insgesamt 6 mal so. Die Erklärung erhielten wir dann am Frühstückstisch von der Hotelwirtin. Es handelt sich um eine Tradition, wenn eine Hochzeit angekündigt wird. Es werden Ballons mit Gas aufgeblasen und dann zum knallen gebracht. Das ganze Dorf soll wissen, wenn sich 2 Liebende ins Unglück, äh Glück stürzen.?
Von der Wirtin haben wir einige Tipps bekommen, was man sich in Bruneck anschauen kann bzw. sollte. Bei wieder strömenden Regen ? haben wir das Parkhaus in der Altstadt angefahren. Zuerst haben wir uns die Fußgängerzone mit den Geschäften und historischen Häusern angeschaut. Allerdings war nach oben schauen keine Option, es regnete ja!
Am Horizont war aber schon die Sonne zu sehen, so dass wir vorläufig die Geschäfte besucht haben. Preislich liegt alles auf deutschem Niveau. Nachdem der Regen nachgelassen hatte und die Sonne sich zeigte wurde es in den Klamotten deutlich zu warm. Statt langem Pullover jetzt ein T-Shirt! Auf dem Weg durch die Altstadt kamen wir zur Pfarrkirche , die wir auch besichtigten. Tolle Farben im Kirchenschiff! Kurz vorher war wohl eine Beerdigung und der Sarg stand noch vor dem Altar. Jeder Fremde konnte dem Verstorbenen seine Ehre erweisen, was auch von uns beobachtet wurde. Fremde Länder – fremde Sitten.
Hinter der Kirche lag ein wunderschöner Friedhof. Jedes Grab war perfekt gepflegt und bepflanzt. Teilweise gab es auch Gruften, in die man durch ein im Boden eingelassenes schmiedeeisernes Gitter hineinschauen konnte. War irgendwie gruselig. Aber zurück zu den Lebenden und hinauf zur Burg Bruneck, vorher vorbei an einer weiteren Kirche, der Rainkirche. Es schlug gerade 12 Uhr und alle Kirchen der Stadt fingen an zu läuten. Irgendwie ergreifend! In der erwähnten Kirche liefen auch Vorbereitungen für eine Hochzeit in Form eine Probe eines Chores. Mit der tollen Akustik in der Kirche hatten wir somit ein kleines Privatkonzert.
Weiter zur Burg, von Weitem schon schön anzuschauen. Die Burg gehört Reinhold Messmer und ist in einem sehr guten Zustand. Sie wird genutzt, um verschiedenen Bergvölkern ein Forum zum Erfahrungsaustausch auch mit der örtlichen Bevölkerung zu bieten. Ausgestellt waren verschiedene Gegenstände aus den verschiedensten Bergregionen in denen Messmer unterwegs war. War eine gut gemachte Ausstellung, allerdings ging dadurch die Burg an sich etwas unter. Gerne hätten wir uns mehr Info‘s zur Geschichte der Burg gewünscht. Vom Burgturm hatte man aber einen schönen Blick über die Stadt und in die angrenzenden Täler. Just in dem Moment fing es – wie soll es anders sein – an zu regnen. Hat uns fast gar nicht mehr gestört. Unten angekommen wollten wir im Burg-Café etwas essen, aber in Italien wird eisern Ruhe eingelegt. Geschäftstüchtig sind sie nicht. Na gut, in der Altstadt würden wir doch hoffentlich was finden.
Aber vorher ging es noch über eine kleine Hängebrücke zu einem Soldatenfriedhof. Wenn man ihn selbst nicht gesehen hat, dann kann man ihn kaum beschreiben, welche Stimmung er erzeugte. Hier liegen Soldaten aus dem 1. und 2. Weltkrieg, sowohl Deutsche, Italiener, Österreicher und so weiter. Die Gräber werden von einer Gruppe von Frauen aus Bruneck gepflegt, die sich dem Erhalt des Friedhofs verpflichtet fühlen. Da an den Gräbern neben den Namen und Alter teilweise auch die Orte wo sie gefallen sind und Fotos angebracht waren konnte man sehen, dass es alles junge Leute waren, die hier liegen. Da war ich wieder froh, dass ich bisher in keinem Krieg ziehen musste.
Nach kurzem Weg zurück in die Altstadt haben wir es uns in einem Café gemütlich gemacht. Da die Mittagspause in Italien zu Ende war haben wir uns ein Stück Kuchen (jeder) einverleibt. Der Zuckerspiegel war wieder normal und lies den schon wieder einsetzenden Regen an uns abperlen.
Zurück zum Hotel und die morgige Wandertour planen, schließlich soll das Wetter ab morgen besser werden.