Wegen unserer müden Knochen wollten wir heute nur eine leichte Wanderung machen. Dafür war eine Wanderung auf dem Trafoier Höhenweg genau richtig. Dazu mussten wir allerdings ins Nachbartal fahren, aber die 14 km waren schnell abgespult. Im Örtchen Trafoi haben wir unweit der Sesselliftes am Hotel „Bella Vista“ einen Parkplatz gefunden. Denn wir wollten mit dem Bus zum Stilfser Joch hochfahren, um von dort auf dem Höhenweg zu starten und zum Schluss mit dem Sessellift wieder zum Parkplatz hinabzufahren. Auf den Bus mussten wir knapp 45 min warten und haben die Zeit bis zur Abfahrt mit Blicken zur mächtigen Bergformation des Stilfser Jochs genutzt.
Der Bus war pünktlich und dank der Südtiroler Urlauberkarte konnten wir diesen kostenlos nutzen. Insgesamt 46 Haarnadelkurven lagen vor uns. Die Straße hinauf zur Passhöhe von 2.758 m war schmal und zum Großteil von Motorrad- und Fahrradfahrern genutzt. Der Busfahrer hat einen verdammt guten Job gemacht, mit Geschick hat er die Kurven zügig genommen. Nur für mich war die Fahrt kein Vergnügen, die vielen Kurven und das permanente Beschleunigen und Abbremsen war für meinen Magen keine Wohltat. Wenn ich selber fahren würde, ist das kein Problem, nur als Bei- oder Mitfahrer kann ich damit schlecht umgehen. Oben angekommen war ich froh aus dem Bus aussteigen zu dürfen. Nach ein paar Minuten war alles wieder gut und wir konnten die Gegend erkunden.
Auf dem Pass hatte es gerade angefangen zu regnen und die Wolken hüllten die Passhöhe in Nebel. Na super, eigentlich sollte es heute nicht regnen.
Nachdem sich dieser verzogen hatte und die Sicht besser wurde haben wir mit dem Aufstieg zur „Dreisprachen-Spitze“ (hier grenzen die Schweiz, Österreich und Italien) begonnen, um von dort auf dem Höhenweg zu starten.
Von hier hatte man einen herrlichen Rundblick. Nach ein paar Fotos vom Stilfser Joch, der uns irgendwie an Tibet im Himalaya erinnerte (wegen des Gewimmels von Motor- und Fahrrädern, sowie einer bunten Ansammlung von Touristenshops) ging es dann auf dem Weg Nr. 20 entlang.
Der Höhenweg hält sich anfangs wenig fallend unterhalb der Kammhöhe auf 2.600 m. Er führt an alten Stellungen des 1. Weltkrieges vorbei, die Geschützstellungen sind noch gut zu erkennen. Von hier aus hatten österreichische-ungarischen Truppen die gegenüberliegende Frontlinie im Visier gehabt.
Nach etwa einer Stunde wurde der Weg hinab etwas steiler. Nun war klar, warum im Wanderführer geschrieben stand, dass man trittsicher sein sollte. Ein Abrutschen auf dem schmalen Weg würde einige hundert Meter den Abhang nach unten gehen. Aber da wir nun schon erfahren sind, war das keine große Herausforderung mehr.
Zwischendurch haben wir nochmal ein Picknick gemacht und die fantastischen Aussichten auf die gegenüberliegende Ortlergruppe mit seinen Gletscherzungen und die Blicke ins Tal genossen. Dafür hat sich der Weg gelohnt.
Weiter ging es dann durch einen Zirbenwald zur Furkelhütte auf 2.153 m. Hier war auch die Bergstation des Sesselliftes, der uns in 20 min. ins Tal nach Trafoi zurück brachte.
Abschließend konnte man sagen, dass es wieder ein schöner Wandertag war.